Montag, 30. September 2013

Bertsolaritza

Da gestern die Meisterschaft angefangen hat, erkläre ich jetzt mal, was man eigentlich unter Bertsolaritza versteht. Das Wort, das es wahrscheinlich am besten trifft, ist Improvisationsdichtung. Dem/der Bertsolari wird ein Thema und ein Versmaß vorgegeben (manchmal auch nur ein Thema) oder zwei erste Zeilen (puntu) und damit muss er/sie dann eine bestimmte Anzahl Verse dichten. Oft wird das auch paarweise gemacht, sodass sich zwei abwechseln. Die Verse werden gesungen; wie sich das anhört, kann man unten anhören. Ein Vers hat meistens acht oder zehn Zeilen mit vier oder fünf Reimwörtern (oinak, wörtlich "Füße"). Innerhalb von einem Vers müssen sich alle Reimwörter aufeinander reimen, das Reimschema ist also abcbdbeb...
Die Bertsolaritza ist ein sehr wichtiger Bestandteil der baskischen Kultur und ausgesprochen verbreitet und beliebt (zu meinem Pech, siehe ausverkaufte Karten).

Alle vier Jahre findet die baskenlandweite Bertsolari-Meisterschaft statt und dieses Jahr ist zum ersten Mal meine Mitbewohnerin dabei ... entsprechend war sie die Woche über auch nicht immer ganz ansprechbar ;)
Gestern war die erste Gruppe der Ausscheidungsrunde dran, in der meine Mitbewohnerin, ihr Bruder und vier weitere Bertsolari waren. Da ich keine Karte mehr gekriegt hab, musste ich das ganze leider im Internet gucken ...
Um euch eine Vorstellung zu geben, hier die Aufgaben und Themen, soweit ich sie noch zusammenkrieg:
1. Zu zweit, zu einem gegeben Thema je drei Verse im Zortziko Handi (eines der häufigsten Versmaße). Thema für Alaia Martin (meine Mitbewohnerin) und Odei Barroso: Ihr seid zwei ältere Leute, die, da es im Ort zurzeit zahlreiche Einbrüche gibt, beschließen zusammenzuziehen. (Odei ist dann übrigens gleich im zweiten Vers darauf zu sprechen gekommen, dass die größten Diebe doch die Banken sind ;) )
Thema für Fredi Paia und Iker Zubeldia: Ihr seid zwei saharauische Kinder, die, nachdem sie die Sommerferien im Baskenland verbracht haben, am Flughafen sitzen, um wieder zurück zu fliegen.
Thema für Nerea Elustondo und Jon Martin: Ihr seid zwei Arbeiter, deren Firma in der Krise ist und die euch deshalb vor die Frage stellt, entweder den Lohn zu kürzen oder Arbeiter rauszuwerfen.
2. Zu zweit, zu einem gegeben Thema je drei Verse im Zortziko Txiki. Themen: Du, Odei, wurdest in die Jury bei einem Käsewettbewerb berufen, weil du ein bekannter Sportler bist. Du, Fredi, ein Schäfer, der Käse herstellt, beobachtest das mit Misstrauen.
Ihr sitzt im Zug zufällig nebeneinander. Du, Iker, bist sofort eingeschlafen und mit dem Kopf auf Nereas Schulter wieder aufgewacht.
Ihr seid gekommen, um ein Fußballspiel eurer Tochter anzusehen. Dir, Jon, ist es peinlich, dass Alaia sie die ganze Zeit laut anfeuert.
3. Einzeln, den ersten puntu (also die ersten zwei Zeilen mit dem Reimwort am Ende) gegeben drei Verse im Zortziko Txiki. Da weiß ich nur noch grob die Themen bei ein paar Leuten: Alaia: gesund essen. Odei: Liebe. Iker: Sport
4. Zu zweit, zu einem gegebenen Thema je drei Verse im Hamarreko Txiki. Themen: Obwohl du, Alaia, schon seit einem Jahr geschieden bist, hängt im Haus von Iker, deinem Vater, immer noch euer Hochzeitsfoto.
Ihr habt Schmuck von eurer Großmutter geerbt. Du, Odei, willst alles verkaufen; du, Nerea, dagegen nicht.
Ihr seid ein frischverliebtes Paar. Du, Fredi, bemerkst, dass Jon immer, wenn du ihn in der Öffentlichkeit küssen willst, zurückweicht.
5. Eine sogenannten kartzelako lana, "Gefängnisarbeit", das bedeutet, jede(r) Bertsolari hat das gleiche Thema und deshalb müssen alle irgendwo hinter die Bühne gehen und kommen der Reihe nach vor, wenn sie dran sind, sodass sie die, die vor ihnen dran sind, nicht hören. Das ganze mit vorgegebenem Thema und frei gewähltem Versmaß. Das Thema: Du bist ungewollt Zeuge/ Zeugin geworden. Was tun?

Am Schluss wurden dann die Bewertungen bekannt gegeben und .... meine Mitbewohnerin ist Zweite!! Mit 653 Punkten, nur einem Punkt weniger als ihr Bruder, der Erster geworden ist. Und im Halbfinale schaff ich es bestimmt, Karten zu kriegen, um sie live zu sehen!

Und um eine Vorstellung davon zu kriegen, wie sich das anhört, hier Alaia Martin und Iker Zubeldia im Hamarreko Txiki: http://www.bertsoa.com/eu/bertsoa-bideoak.asp?s=bideoak&id=3610

Von rechts nach links: Alaia Martin, Odei, Barroso, Fredi Paia, Iker Zubeldia,
Nerea Elustondo und Jon Martin

Sonntag, 29. September 2013

Wie aus zwei Plänen null werden

Theoretisch hatte ich für den heutigen Sonntag sogar die Qual der Wahl, weil es nämlich zwei Möglichkeiten gegeben hätte, was ich unternehmen kann: Erstens die erste Ausscheidung der Bertsolari-Meisterschaft (erklär ich später im nächsten Post), wo meine Mitbewohnerin teilgenommen hat, und zweitens ein Rennen mit ungewöhnlichen Fahrzeugen im Rahmen des Stadtteilfests von Ugaldetxo, wozu mich Haizea eingeladen hatte. Nun gab es was die Meisterschaft angeht schon gleich das Problem, dass sie am Freitag schon ausverkauft war. Mirari hat dann zwar versucht, für mich und Asier noch Karten irgendwo herzukriegen, war aber nicht erfolgreich. Das fand ich zwar schade, aber andererseits habe ich mich auf die Unternehmung mit Haizea gefreut, die ich so haben würde. Dann ist Haizea allerdings krank geworden ... und ich stand letzendlich ohne Plan für den Sonntag da.
Also musste ich mir selbst was suchen ... und hab auch was gefunden. Zwei Minuten von hier verläuft ein sehr langer sogenannter Bidegorri ... das ist ein Weg für Fußgänger und Fahrradfahrer, wahrscheinlich gibt es da auch ein deutsches Wort dafür, aber das fällt mir jetzt nicht ein xD Jedenfalls bin ich den ein Stück entlang gelaufen und habe Fotos gemacht ... die ich euch nicht vorenthalten werde.
Und um 17.30 war ich dann wieder zurück, um die Meisterschaft live im Internet zu sehen ... aber dazu im nächsten Post mehr.

Ein Medusabaum? xD
Dieser Tunnel ist zwar ziemlich kurz, aber sobald man drin ist, hört man von
draußen keinen Ton mehr, nur noch seine eigenen Schritte ... schon leicht gruselig

Samstag, 28. September 2013

Heimweh und Perspektiven

Ich muss zugeben, dass ich doch heftig von Heimweh geplagt werde ... morgens ist es ganz schlimm, mittags wird es meistens besser und abends ist es immer weg ...
Wahrscheinlich ist das ganz normal, aber schön ist es trotzdem nicht ... ich vermisse mein Familie, meine Freunde, mein Haus, aber auch die Leichtigkeit, mit der man in seiner Muttersprache reden kann ... Smalltalk machen, einfach mal einen spontanen Kommentar abgeben ... Man fühlt sich einfach irgendwie gehandicapt in einer anderen Sprache.
Was es nicht leichter macht, ist, dass ich im Büro (noch) nicht wirklich etwas zu tun habe ...

Allerdings gibt es auch schon gute Entwicklungen ... vor allem der Kurs, den ich im Eintrag vorher schon erwähnt habe. Den habe ich jetzt die ganze Woche über besucht, jeden Tag drei Stunden, und das hat mir auf jeden Fall gut getan ... ich hatte erstens endlich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, und habe mich zweitens gleich integriert gefühlt.
Außerdem trifft der Kurs ziemlich gut mein Niveau ... mit dem Sprechen tu ich mich zwar noch deutlich schwerer, aber was die Grammatik- und Wortschatzübungen angeht hab ich keinerlei Probleme. Wie ich schon erwähnt habe, die anderen können zwar mündlich viel besser Baskisch (ein paar sind ja sogar Muttersprachler), aber Hochbaskisch kann ich besser. Das hat in den paar Tagen schon dazu geführt, dass ich zu einer Art Autorität geworden bin, und alle mich fragen und mir glauben, wenn sie nicht wissen, wie was auf Hochbaskisch richtig heißt ... was natürlich sehr lustig ist.
Die größten Probleme bereitet immer das Verb: eigentlich gibt es vier Kategorien, nor ("wer", intransitiv), nor-nori ("wer-wem", intransitiv mit Dativ), nor-nork ("wer-wen", transitiv) und nor-nori-nork ("wer-wen-wem", transitiv mit Dativ). In dem Dialekt von Oiartzun werden allerdings aus irgendeinem Grund von vielen Leuten die nor-nori-Formen so gut wie gar nicht und die nor-nori-nork-Formen wenig verwendet, stattdessen nimmt man die nor-nork-Form, also zum Beispiel statt "iruditzen zait" (es scheint mir, nor-nori) "iruditzen nau" (also wörtlich "es scheint mich") ...
Das Wissen, dass man das auf Hochbaskisch nicht so sagt, sorgt dann natürlich für Verwirrung, in welchen Fällen man jetzt was verwendet ... und so lautet die häufigste Frage: "Nola da, iruditzen zait, iruditzen nau, iruditzen dit? Prestatzen gaituzte, prestatzen digute?" Und wenn dann entgegen besseren Wissens doch wieder jemand "iruditzen/ gustatzen/ ... nau" sagt, sorgt das jedes mal für Gelächter, genauso wenn jemand in einem normalen Gespräch dann extra betont "zait" sagt ... das ganze ist schon eine Art Running Gag.
Allerdings verwenden manche Leute (zumindest Saioa) auch sehr eigenwillige nor-nori-Formen, die es wahrscheinlich nur hier gibt (und die selbst hier nicht alle kennen) ... das führt dann zu Fragen wie: "Natzizki? Was ist das denn?!"
Außerdem verwirrt Manoli immer Saioa, wenn sie anfängt von transitiv, intransitiv oder Adverbien zu reden, was auch jedes Mal lustig ist ... Und dann gibt es natürlich noch das Problem mit dem H, das nämlich im (Süd-) Baskischen nicht gesprochen wird: "Was, urrun ("weit weg") schreibt man ohne H? Aber hurbil ("nah") mit H? Warum schreibt man hurbil mit H und urrun ohne?"

Dass ich jetzt in der Gegenwart von meinem Kurs erzählt hab, ist wohl Wunschdenken ... der Kurs ist nämlich seit vorgestern zu Ende. Nächste Woche fangen die eigentlichen Kurse von diesem Schuljahr an und ich werde an einem teilnehmen, aber ob der so nett und unterhaltsam ist wie der jetzige ...


Heute war ich zum ersten mal allein in Donostia, der nächsten großen Stadt, und bin zum ersten Mal Bus gefahren ... nachdem ich seit Mittwoch eindlich eine aufgeladene Buskarte habe. Das war nämlich gar nicht so einfach: letzte Woche Freitag ist Ane mit mir in den Schreibwarenladen gegangen, um die Karte zu besorgen, und uns wurde gesagt, dass die gerade ausgegangen seien. Also sind wir am Montag noch mal hin, die Karten waren wider Erwarten tatsächlich schon da, dafür war aber das Gerät um Geld darauf zu laden kaputt ... Da man die Karte auch an einem dafür eingerichteten Bankautomat aufladen kann, sind wir also dorthin gegangen, der Automat hat jedoch meine Kreditkarte nicht akzepiert .... jeder andere Automat schon, nur dieser nicht. Der Bankmitarbeiter konnte uns auch nicht helfen. In der Hoffnung, es hätte sich vielleicht nur um eine vorrübergehende Laune des Automats gehandelt, habe ich es am Dienstag noch mal versucht, sowohl mit der Kreditkarte als auch mit der EC-Karte ... mit dem einzigen Erfolg, dass der Automat beim zweiten Versuch meine Kreditkare gefressen hat. Da die Bank schon zu war, musste ich also am nächsten Morgen zuerst mal in die Bank, um meine Kreditkarte wiederzukriegen, was zum Glück ohne weiteres geklappt hat. Danach bin ich noch mal ins Schreibwarengeschäft, wo das Gerät zum Aufladen inzwischen wieder funktioniert hat ... und ich meine Karte endlich aufladen konnte.
Heute bin ich dann also mit dem Bus nach Donostia gefahren, was ohne Probleme geklappt hat (ich weiß zwar nicht, warum es Probleme hätte geben sollen, aber man ist vorher doch immer etwas nervös) und auch super billig ist ... 0,88€ pro Fahrt. Nur hab ich leider meine Kamera nicht mitgenommen, sodass es nur zwei mickrige Handyfotos vom Meer gibt ...


Mittwoch, 25. September 2013

Ende der ersten Woche und Anfang der zweiten

Eigentlich wollte ich ja spätestens am Sonntag einen neuen Eintrag schreiben, aber irgendwie ist da nichts draus geworden ...
Jetzt wird es halt vielleicht ein etwas unschärferer Bericht ;)

Morgens bin ich seit Donnerstag immer im Büro, wo ich zwar bis jetzt meistens nicht das Gefühl habe, wirklich etwas Sinnvolles zu tun, aber na ja, das wird vielleicht noch. Zweimal gab es immerhin was zu tun für mich: am Donnerstag habe ich die gesamte Werbung, die ein Mitglied der Organisation das letzte Jahr über bekommen und gesammelt hat, nach Sprache sortiert: Baskisch, Spanisch, vollständig zweisprachig, mehr Baskisch als Spanisch (das existiert allerdings nicht) oder mehr Spanisch als Baskisch. Damit wird dann eine Statistik aufgestellt und diejenigen, deren Werbung spanisch oder mehr spanisch als baskisch ist, angeregt, das zu ändern, und ihnen Übersetzungen angeboten. Am Montag habe ich bei Anes Projekt mitgeholfen: sie macht Interviews mit alten Leuten aus dem Ort, mit dem Ziel, einerseits ihren Dialekt und anderseits ihre Erinnerungen und das Leben früher und so weiter zu dokumentieren. Diese Interviews werden gefilmt und transkribiert und mit dieser Transkription werden die Videos dann untertitelt ... Und das habe ich dann gemacht, die Untertitel hinzugefügt (und mithilfe der Untertitel sogar ein bisschen verstanden, was die da so erzählen xD).
Ansonsten ist es bis jetzt eher so, dass sie mir zeigen, was sie so machen und selber nicht richtig wissen, was ich tun kann ...

Am Donnerstagabend war ich beim Treffen von Euskal Herrian Euskaraz, einer baskenlandweiten Organisation, die allgemein für die Normalisierung der baskischen Sprache kämpft. Da es das erste Treffen nach der Sommerpause war, wurden erst mal ein paar allgemeine Sachen besprochen, um sich wieder einen Überblick zu verschaffen, und noch nichts Konkretes geplant. Nach dem Treffen waren wir noch was trinken ... oder genauer gesagt einen sogenannten pintxopote machen. Pintxo sind kleine Sachen zu essen, ein bisschen wie die spanischen Tapas, und bei so einem Pintxopote wird eben was getrunken und dazu ein Pintxo gegessen ... und dabei belässt man es nicht bei einer Bar, sondern geht nachdem Pintxo und Getränk gegessen und getrunken sind weiter in die nächste.

Der Freitagnachmittag war bis jetzt am besten ... eigentlich war es ein Treffen mit den drei von Kuadrillategi (siehe hier), Aitzol, Aiora und Alazne, aber da das Projekt noch nicht angefangen hat, sind wir einfach nach Donostia gefahren und waren dort ein bisschen shoppen. Mit den drei war es einfach total nett ... und ich habe die Erfahrung gemacht, was für eine entspannende Wirkung es haben kann, Kaugummi zu kauen, wenn es darum geht mit fremden Leuten in einer fremden Sprache zu kommunizieren ...
Am Schluss hatte Aiora natürlich das Parkhausticket verloren, aber das war zum Glück kein großes Problem.

Am Samstag war ich mit meinem Mitbewohner in Aloze, einem kleinen Ort in der Provinz Zuberoa, wo ein Fest der dortigen Ikastola (spezielles baskisches Schulmodell) stattgefunden hat. Weil die Ikastola unter anderem auch von der Stadt Oiartzun unterstützt wird, ist von hier etxra ein Bus hingefahren. Der Ausflug ging den ganzen Tag, um 9 Uhr morgend ist der Bus losgefahren und um 9 Uhr abends zurückgekommen ... danach war ich fertig. Aber das Fest war nett, der dortige Dialekt ist wunderschön (auch wenn man ihn kaum versteht, aber zum Glück haben die Leute mit uns Hochbaskisch geredet) und außerdem habe ich die beiden süßen kleinen Kinder von Bakartxo (die im Büro arbeitet) kennenglernt, Kattalin und Manex.

Am Sonntag hatte ich nichts zu tun, aber weil es tolles Wetter war, hab ich mich nachmittags zwei Stunden in den Park gesetzt und gelesen. Meine kleine Hoffnung, dass vielleicht jemand vorbeikommen könnte, den ich kenne, hat sich zwar nicht bewahrheitet, aber es war auf jeden Fall besser, als daheim rumzusitzen.

Am Montagnachmittag habe ich Alazne bei der Vorstellung von Kuadrillategi bei den Siebt- und Achtklässlern der Ikastola begleitet. Danach war ich noch mit ihr und einer Freundin von ihr, Saioa, was trinken (Latte Macchiato mit Eiswürfeln, weil es wirklich warm war) und weil die beiden danach noch Vorbereitungskurs für die Prüfung für das C1-Baskischzertifikat hatten und ich nichts zu tun, haben sie mich einfach mitgenommen. Der Kurs war dann richtig cool, total nette Leute, die zwar eigentlich natürlich viel besser Baskisch können als ich (mindestens drei sind Muttersprachler) ... aber ich kann besser Hochbaskisch :D Der Kurs hat mir so gut gefallen, dass ich beschlossen habe, die ganze Woche über hinzugehen (er ist jeden Tag, hört allerdings diese Woche auf) ... aber dazu im nächsten Eintrag mehr.

Mittwoch, 18. September 2013

Die ersten Arbeitstage

Mein Programm für die erste Woche sieht so aus, dass ich jeden Tag bei einer anderen Gruppe bin, um erst mal einen Überblick zu kriegen.

Am Montag war zuerst einmal das Büro von der Organisation dran, wo Ane, Bakartxo und Axun an drei Projekten arbeiten: erstens Oiartzuarren Baitan, ein Projekt zur Dokumentation und Stärkung des örtlichen Dialekts (Ane) und zweitens und drittens je ein Projekt zur Förderung des Baskischen in Handel und Gastronomie (Bakartxo) und in Vereinen und Organisationen (Axun), also Übersetzungen anbieten und so weiter.
Asier und Mirari haben mich hingebracht, dann hat mir erst mal Ane alles gezeigt und mir noch mal ausführlich erklärt, was die Organisation alles macht. Was gerade anstand war die Anmeldung für Baskischkurse, wozu Informationen verschickt werden mussten, und zwar, da die Kampagne von Ttur-ttur und der Stadt zusammen geführt wird, in Umschlägen mit dem Stadtwappen drauf. Also bin ich mit Axun rüber ins Rathaus (das grad nebendran ist), um diese Umschläge und den Stadtstempel (mit dem die Briefe unterzeichnet werden mussten) abzuholen, wo sie mich bei der Gelegenheit auch gleich Goiatz vorgestellt hat, die bei der Stadtverwaltung für Kommunikation zuständig ist ...
Die Hauptarbeit bestand dann darin, die Infozettel zu falten ... vier verschiedene (für zwei verschiedene Arten von Kursen und jeweils auf Baskisch und auf Spanisch) und von jeder Sorte ein dicker Stapel. Also saßen wir den Vormittag über zu viert da und haben diese Zettel gefaltet, wobei man sich immerhin gut unterhalten konnte. Es hat sich herausgestellt, dass Bakartxo vor einiger Zeit mal in Deutschland einen Sprachkurs gemacht hat, sie kann zwar wohl nicht mehr viel, aber sie erinnert sich noch an den ersten Satz, den sie gelernt haben: "Ich bin Ausländerin und verstehe kein Deutsch." Warum auch mit was Einfacherem anfangen ...
Heim sollte ich dann eigentlich alleine laufen (Asier hatte mir am Sonntag extra noch den Weg gezeigt), aber dann haben Ane und ich, kaum dass wir vor der Tür waren, Olaia, eine Freundin meiner Mitbewohnerin getroffen, die mich heimgefahren hat.
Nachmittags hatte Ane ein Treffen wegen ihrem Projekt, zu dem sie mich mitgenommen hat (mit dem Auto abgeholt und wieder heimgebracht, sodass ich wieder nicht gelaufen bin - was in dem Fall aber auch ganz sinnvoll war, weil es nämlich geregnet hat xD). Das Treffen war interessant, obwohl natürlich auch einige Insidersachen besprochen wurden, zu denen mir natürlich das Vorwissen gefehlt hat.

Am Dienstag war ich dann bei AEK, der baskenlandweiten Organisation für Baskischunterricht für Erwachsene, die ihre Räume im gleichen Haus hat (und bin alleine hingelaufen ;) ). Dort gibt es im Moment noch nicht viel zu tun, weil die Kurse noch nicht angefangen haben ... die einzige Arbeit ist zurzeit, Anmeldungen entgegenzunehmen und ein bisschen Werbung zu machen. Theoretisch hätte es Plakate aufzuhängen gegeben, aber da es die ganze Zeit geregnet hat, musste das verschoben werden. Stattdessen haben die vier AEK-Lehrerinnen mich ein bisschen ausgefragt und mir dann ihr ganzes Unterrichtsmaterial gezeigt (oder genauer gesagt nur das für Fortgeschrittene, aber das war schon genug). Eine von ihnen, Saioa, hat mich mittags mit dem Auto mitgenommen, weil sie ihre Tante besucht hat, die im gleichen Stadtteil wohnt wie ich (also wieder nicht gelaufen), und nachmittags hat Alaia, meine Mitbewohnerin, mich auf dem Weg nach, ich glaube, Donostia mitgenommen ...
Nachmittags war überhaupt nichts zu tun, nur Olatz hatte schon einen Kurs, und eine (deren Namen ich irgendwie nicht weiß^^) musste eben im Büro sitzen, falls jemand anruft oder vorbeikommt. Allerdings gab es dort eine aktuelle Zeitung (die neuste bei uns in der Wohnung ist nämlich vom Samstag, weil seither keiner mehr eine gekauft hat), die ich dann eben gelesen habe. Heim bin ich ausnahmsweise mal wieder gelaufen.

Heute war das Radio dran und ich wurde wieder abgeholt ... weil es Mirari einfacher vorkam, mich abzuholen, als mir den Weg genau zu beschreiben.
Auch wenn mir mehrmals angedroht wurde, dass sie mich irgendwann interviewen würden, haben sie mich heute in Ruhe gelassen ... auch wenn Urtzi die morgendliche Sendung mit "Guten Morgen" (auf Deutsch) angefangen hat, und Alazne daraufhin erwähnt hat, "wir haben heute Silvie neben uns, von der wir noch eine Weile was mitkriegen werden", allerdings ohne das irgendwie weiter auszuführen :D
Ich habe Alazne zugehört, wie sie Aitziber von Antxeta Irratia, einem anderen freien Radio in Hendaia, und Mirari interviewt hat zu Amapola Morea ("lila Klatschmohn"), einer neuen Sendung über kreative, schaffende Frauen, die die beiden Radios in Zusammenarbeit ab morgen senden werden (hier das Interview, falls es jemand hören will ;) ); versucht Mirari zu helfen, von ihrem spanischsprachigen gmail-Konto aus E-Mails als BCC zu verschicken (wir haben irgendwann herausgefunden, dass das auf Spanisch aus irgendeinem Grund CCO heißt), ihr außerdem gesagt, wie man die Uhrzeit auf Hochbaskisch richtig schreibt (8:00etan und nicht 8:00tan) xD, den drei bei ihrer Sendung zugehört ... Es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht, weil sie alle sehr nett und lustig sind.
Ich hab sogar ein T-Shirt und einen Kapuzenpullover von dem Radio geschenkt bekommen (Fotos kommen morgen).
Heimgefahren hat mich diesmal Urtzi, der mit Alazne noch irgendjemand in der Nähe besuchen wollte ...
Nachmittags hatte ich nichts zu tun und habe ein bisschen den Ort erkundet (diesmal hat mich niemand gefahren ^^).

Von mir bis nach Elizalde, dem Zentrum, wo sich sowohl das Büro von Ttur-ttur als auch das Radio befinden, ist es nicht weit, es geht allerdings mindestens die Hälfte des Wegs bergauf ... "Oiartzunen dena aldapa da" hab ich bis jetzt von so gut wie jedem gehört, mit dem ich unterwegs war (und zwar immer im gleichen Wortlaut), "In Oiartzun ist alles Abhang." Deswegen sagt man auch, man geht "hoch" ins Zentrum und "runter" nach Altzibar (der Stadtteil, wo ich wohne).

Sonntag, 15. September 2013

Angekommen :)

Gestern Abend bin ich angekommen ... nach einer Reise, die nicht ganz ohne Komplikationen verlaufen ist ...

Bis Paris war alles super. Dort hatte ich dann anderthalb Stunden zum Umsteigen, musste aber noch meine Carte Jeune, die ich im Internet gekauft hatte, am Automat abholen und mit der Metro von Paris Est nach Paris Montparnasse kommen. Das mit der Carte Jeune hat natürlich nicht funktioniert, also hab ich mich am Schalter angestellt, wo aber eine wahnsinnige Schlange war, sodass ich nach zehn Minuten oder so (als ich noch eine Dreiviertelstunde hatte, bis mein nächster Zug abfährt) beschlossen habe, erst nach Montparnasse zu fahren.
Wo es zur Metro geht war zwar nicht auf den ersten Blick sichtbar, aber noch gut zu finden, Ticket kaufen war euch kein Problem, aber dann hatte ich erst mal Schwierigkeiten, die richtige Metro zu finden, weil ich die Information hatte, dass ich mit der M4 nach Porte d'Orléans fahren muss, Porte d'Orléans aber inzwischen nicht mehr die Endstation von dieser Linie ist, sondern Montrouge und ich demnach nicht wusste, welche jetzt meine Metro ist (weil ich nicht in der Lage war, den Plan an der Wand zu bemerken, ja, das auch^^).
Nachdem mir da jemand weitergeholfen hatte, war das nächste Problem, dass in Paris Est mindestens zwei Treppen zur Metro führen und in Paris Montparnasse noch mal mindestens dreimal so viele, außerdem ist der Weg von der Metro zu den Zügen dort so weit, dass sie eigentlich schon allein dafür einen Shuttle einführen müssten ... und ich hatte einen sehr schweren Trolley und einen sehr schweren Rucksack, womit mir zwar immer wieder Leute geholfen haben, aber nicht immer  ... Jedenfalls bin ich exakt dann bei den Gleisen angekommen, als mein Zug abgefahren ist. Ich hab also meine Mutter angerufen, wie ich jetzt nach Hendaia komme und sie hat für mich nachgeguckt. Es gab noch genau eine Verbindung, bei der ich allerdings zweimal umsteigen musste ... zuerst mit dem TGV nach Bordeaux, dann mit dem TER (so ein Regionalzug) nach Dax und von dort mit noch einem TER nach Hendaia.
Um meine Fahrkarte umzutauschen, hatte ich keine Zeit mehr, weil der TGV nach Bordeaux schon dastand (okay, vielleicht hätte ich sogar noch Zeit gehabt, aber ich wollte es nicht riskieren), also habe ich beschlossen, mit meiner Paris-Hendaia-Fahrkarte zu fahren und mich notfalls dumm zu stellen (auch wegen der nicht abgeholten Carte Jeune). Als der Schaffner dann kam, hab ich dann gesagt, dass ich den Zug verpasst hab und das mit der Carte Jeune nicht funktioniert, das ging ein bisschen hin und her und was er am Schluss gesagt hat, hab ich nicht so ganz verstanden, aber offenbar musste ich nicht unmittelbar eine neue Fahrkarte kaufen ... später ist mir dann aufgegangen, dass er mir vermutlich einfach nur gesagt hat, wie ich jetzt nach Hendaia komm, und das mit der Fahrkarte gar kein Problem war :D
Und dann also zweimal mit meinem ganzen Gepäck umsteigen, was einen schon rein psychologisch in Eile versetzt, sogar wenn man noch acht Minuten hat, bis der Zug abfährt und nur zum Gleis nebendran muss ...
Der TER nach Dax hatte dann noch die Macke, dass er die Haltestellen meistens erst dann durchgesagt hat, wenn man schon quasi im Bahnhof war ... manchmal aber auch schon vorher (wie glücklicherweise bei Dax) ...
Zum Glück hatte er eine sogenannte "correspondance" mit dem TER von Dax nach Hendaia, das heißt, der hat in Dax gewartet.

So saß ich dann schließlich endlich im Zug nach Hendaia, überraschenderweise plötzlich mit lauter Deutschen um mich rum ... von denen drei Jungs der Meinung waren, Hendaia sei in Spanien ... (Hendaia ist im Baskenland, aber wenn schon im Französischen Staat).

Meine ganzen Fahrkarten etc.

Um 21.20 Uhr war ich dann endlich in Hendaia, wo ich von Asier, meinem einen Mitbewohner, und Mirari, einer Freundin von ihm, die bei der Organisation, wo ich den Freiwilligendienst mach, arbeitet (beim Radio genauer gesagt), abgeholt und nach Oiartzun gebracht wurde. Dort haben wir dann abendgegessen (Tortilla) und ein bisschen ferngesehen ...

Heute morgen hab ich dann auch Alaia, meine Mitbewohnerin, kennen gelernt, die gestern erst heimgekommen ist, als ich schon im Bett lag (und heute morgen auch erst mal in Eile war, weil sie einen Auftritt in Donostia hatte ... sie ist Bertsolari, was das ist, erklär ich wann anders ;) ).
Vor dem Mittagessen waren wir, meine beiden Mitbewohner, Mirari und ich, noch die nähste Umgebung angucken und was trinken und nachmittags sind wir dann ins Zentrum des Ortes gegangen (das relativ nah ist), wo wir noch mal was trinken waren und ich einigen Leuten vorgestellt wurde ... Mit dabei war diesmal auch Aintzane, die so alt ist wie ich und gerade angefangen hat, Baskische Philologie zu studieren, was ich ja auch vorhab.

Ich bin schon wieder ziemlich fertig (schon seit dem Nachmittag), den ganze Tag Baskisch reden und verstehen müssen ist schon anstrengend ... Aber es klappt ganz gut, wenn die Leute mit mir reden, versteh ich eigentlich alles, wenn sie untereinander reden ist es schon wesentlich schwieriger (schneller und eher Dialekt und so weiter) ... Aber sie sind alle super super nett und kümmern sich ganz lieb um mich :)

Morgen fang ich an zu arbeiten, bin mal gespannt ...

Freitag, 13. September 2013

Morgen ...

Morgen gehts jetzt also los ... und wenn ich das tatsächlich wirklich realisiert hätte, wäre ich wahrscheinlich noch deutlich aufgeregter als ich bin ...

Trotz der nicht so tollen Rahmenbedingungen (meine Kontaktperson bei der Entsendeorganisation könnte ich grad killen, was die Spenden angeht, habe ich erst von drei Leuten Unterstützung zugesagt gekriegt, überhaupt ist es ein grenzenlos ungerechter Unfug, dass man bei einem sowieso schon staatlich geförderten Freiwilligendienst Anspruch auf Kindergeld hat und bei einem nicht geförderten nicht ... außerdem habe ich grad den Eindruck, dass irgendeine höhere Macht - vielleicht der Geist von Franco oder Carrero Blanco oder so - alles versucht, um mir einen Strich durch die Rechnung zu machen), freue ich mich sehr darauf ... die Leute dort scheinen auf jeden Fall alle sehr nett zu sein.

Heute habe ich mich noch mit einigen guten Freunden getroffen (länger als beabsichtigt, weil ich noch noch einiges zu tun hatte, aber das wars wert ;) ) und mich verabschiedet ... und morgen fahre ich dann um zwanzig vor zehn mit dem ICE in Mannheim los, steige dann in Paris (wo ich noch meine Carte de Réduction Jeune kaufen muss und echt hoffe, dass da alles klappt ...) in den TGV nach Hendaia um (wofür ich aber erst mit der Métro von der Gare de l'Est zur Gare Montparnasse fahren muss ...). In Hendaia werde ich dann von einem meiner Mitbewohner und einer von meiner Einsatzstelle abgeholt, die dann mit mir abendessen wollen.

Mittwoch, 4. September 2013

Die Aufregung wächst

So, jetzt sind es tatsächlich nur noch eineinhalb Wochen, bis es losgeht ... und auch wenn ich das noch weder wirklich realisiert habe, noch so richtig glauben kann, wächst die Aufregung doch stetig.
Ich bin jetzt damit beschäftigt, mit meiner Entsendeorganisation einerseits und mit der Organisation dort andererseits die letzten Dinge zu regeln, meine Zugverbindung rauszusuchen, beziehungsweise herauszufinden welche Ermäßigungen ich kriegen kann (lohnt sich die Jugend BahnCard, wenn sie nur gilt, bis ich neunzehn werde? Lohnt sich die normale BahnCard? Wann kriege ich eine ermäßigte? Die französische Carte de Réduction Jeune lohnt sich, aber kann ich die auch außerhalb von Frankreich kriegen?), Listen zu schreiben, was ich mitnehme, meinen zukünftigen Mitbewohnern eine E-Mail zu schreiben, um sie schon mal ein bisschen kennen zu lernen ...
Außerdem konnte ich jetzt endlich den Aufbau meines Spenderkreises in Angriff nehmen und auch hier in meinem Blog die Seite "Spenden" aktualisieren ... ab jetzt kann also gespendet werden! ;) Da ich pro Monat 650€ aufbringen muss, wäre ich sehr dankbar für zahlreiche Spenden (am liebsten natürlich großzügige, aber auch eine kleine Spende hilft schon weiter).