Samstag, 28. September 2013

Heimweh und Perspektiven

Ich muss zugeben, dass ich doch heftig von Heimweh geplagt werde ... morgens ist es ganz schlimm, mittags wird es meistens besser und abends ist es immer weg ...
Wahrscheinlich ist das ganz normal, aber schön ist es trotzdem nicht ... ich vermisse mein Familie, meine Freunde, mein Haus, aber auch die Leichtigkeit, mit der man in seiner Muttersprache reden kann ... Smalltalk machen, einfach mal einen spontanen Kommentar abgeben ... Man fühlt sich einfach irgendwie gehandicapt in einer anderen Sprache.
Was es nicht leichter macht, ist, dass ich im Büro (noch) nicht wirklich etwas zu tun habe ...

Allerdings gibt es auch schon gute Entwicklungen ... vor allem der Kurs, den ich im Eintrag vorher schon erwähnt habe. Den habe ich jetzt die ganze Woche über besucht, jeden Tag drei Stunden, und das hat mir auf jeden Fall gut getan ... ich hatte erstens endlich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, und habe mich zweitens gleich integriert gefühlt.
Außerdem trifft der Kurs ziemlich gut mein Niveau ... mit dem Sprechen tu ich mich zwar noch deutlich schwerer, aber was die Grammatik- und Wortschatzübungen angeht hab ich keinerlei Probleme. Wie ich schon erwähnt habe, die anderen können zwar mündlich viel besser Baskisch (ein paar sind ja sogar Muttersprachler), aber Hochbaskisch kann ich besser. Das hat in den paar Tagen schon dazu geführt, dass ich zu einer Art Autorität geworden bin, und alle mich fragen und mir glauben, wenn sie nicht wissen, wie was auf Hochbaskisch richtig heißt ... was natürlich sehr lustig ist.
Die größten Probleme bereitet immer das Verb: eigentlich gibt es vier Kategorien, nor ("wer", intransitiv), nor-nori ("wer-wem", intransitiv mit Dativ), nor-nork ("wer-wen", transitiv) und nor-nori-nork ("wer-wen-wem", transitiv mit Dativ). In dem Dialekt von Oiartzun werden allerdings aus irgendeinem Grund von vielen Leuten die nor-nori-Formen so gut wie gar nicht und die nor-nori-nork-Formen wenig verwendet, stattdessen nimmt man die nor-nork-Form, also zum Beispiel statt "iruditzen zait" (es scheint mir, nor-nori) "iruditzen nau" (also wörtlich "es scheint mich") ...
Das Wissen, dass man das auf Hochbaskisch nicht so sagt, sorgt dann natürlich für Verwirrung, in welchen Fällen man jetzt was verwendet ... und so lautet die häufigste Frage: "Nola da, iruditzen zait, iruditzen nau, iruditzen dit? Prestatzen gaituzte, prestatzen digute?" Und wenn dann entgegen besseren Wissens doch wieder jemand "iruditzen/ gustatzen/ ... nau" sagt, sorgt das jedes mal für Gelächter, genauso wenn jemand in einem normalen Gespräch dann extra betont "zait" sagt ... das ganze ist schon eine Art Running Gag.
Allerdings verwenden manche Leute (zumindest Saioa) auch sehr eigenwillige nor-nori-Formen, die es wahrscheinlich nur hier gibt (und die selbst hier nicht alle kennen) ... das führt dann zu Fragen wie: "Natzizki? Was ist das denn?!"
Außerdem verwirrt Manoli immer Saioa, wenn sie anfängt von transitiv, intransitiv oder Adverbien zu reden, was auch jedes Mal lustig ist ... Und dann gibt es natürlich noch das Problem mit dem H, das nämlich im (Süd-) Baskischen nicht gesprochen wird: "Was, urrun ("weit weg") schreibt man ohne H? Aber hurbil ("nah") mit H? Warum schreibt man hurbil mit H und urrun ohne?"

Dass ich jetzt in der Gegenwart von meinem Kurs erzählt hab, ist wohl Wunschdenken ... der Kurs ist nämlich seit vorgestern zu Ende. Nächste Woche fangen die eigentlichen Kurse von diesem Schuljahr an und ich werde an einem teilnehmen, aber ob der so nett und unterhaltsam ist wie der jetzige ...


Heute war ich zum ersten mal allein in Donostia, der nächsten großen Stadt, und bin zum ersten Mal Bus gefahren ... nachdem ich seit Mittwoch eindlich eine aufgeladene Buskarte habe. Das war nämlich gar nicht so einfach: letzte Woche Freitag ist Ane mit mir in den Schreibwarenladen gegangen, um die Karte zu besorgen, und uns wurde gesagt, dass die gerade ausgegangen seien. Also sind wir am Montag noch mal hin, die Karten waren wider Erwarten tatsächlich schon da, dafür war aber das Gerät um Geld darauf zu laden kaputt ... Da man die Karte auch an einem dafür eingerichteten Bankautomat aufladen kann, sind wir also dorthin gegangen, der Automat hat jedoch meine Kreditkarte nicht akzepiert .... jeder andere Automat schon, nur dieser nicht. Der Bankmitarbeiter konnte uns auch nicht helfen. In der Hoffnung, es hätte sich vielleicht nur um eine vorrübergehende Laune des Automats gehandelt, habe ich es am Dienstag noch mal versucht, sowohl mit der Kreditkarte als auch mit der EC-Karte ... mit dem einzigen Erfolg, dass der Automat beim zweiten Versuch meine Kreditkare gefressen hat. Da die Bank schon zu war, musste ich also am nächsten Morgen zuerst mal in die Bank, um meine Kreditkarte wiederzukriegen, was zum Glück ohne weiteres geklappt hat. Danach bin ich noch mal ins Schreibwarengeschäft, wo das Gerät zum Aufladen inzwischen wieder funktioniert hat ... und ich meine Karte endlich aufladen konnte.
Heute bin ich dann also mit dem Bus nach Donostia gefahren, was ohne Probleme geklappt hat (ich weiß zwar nicht, warum es Probleme hätte geben sollen, aber man ist vorher doch immer etwas nervös) und auch super billig ist ... 0,88€ pro Fahrt. Nur hab ich leider meine Kamera nicht mitgenommen, sodass es nur zwei mickrige Handyfotos vom Meer gibt ...


3 Kommentare:

  1. Trotzdem tolle Fotos! Donostia ist einfach schön.
    Liebe Grüße
    Mama

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  2. Wirklich schoene Bilder!
    Schnucki, wir denken alle ganz fest an Dich, auch wenn Du Dich ein bisschen verlassen fuehlst- wir sind alle immer in Gedanken bei Dir!
    <3
    -Antonia

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    1. Süße! Es ist auf jeden Fall schön, Leute wie euch zu haben, nach denen man Heimweh haben kann! (O Gott, wie kitschig das klingt^^ Aber es ist einfach so ;) )
      <3

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