Donnerstag, 27. Februar 2014

Ihoteak

Mit etwas Verspätung berichte ich jetzt endlich darüber, wie in Oiartzun Fasching gefeiert wird. Das hiesige Faschingsfest heißt ihote und findet eine Woche vor dem normalen Fasching statt.

Freitagabends kommen die Hexen und Intxixu (eine Art Kobold), die in den Bergen leben, runter in den Ort, wobei jeder der acht Intxixu einen Stadtteil vertritt. Sie entzünden ein Feuer und tanzen darum herum, bis sie schließlich das Rathaus einnehmen. Dafür wird eine Hexe von einigen Intxixu mit einem Flaschenzug auf den Rathausbalkon gezogen und bringt dort ein mit Tüchern in den Farben der Stadtteile geschmücktes Schilfrohr an.
Danach wird getanzt, die Intxixu geärgert ... kurz, sich gut amüsiert.

Am Samstag morgen findet in den Stadtteilen die sogenannte kuestazio statt: die Teilnehmer ziehen, jeweils in ihrem Stadtteil, tanzend von Haus zu Haus und essen schließlich zusammen zu Mittag.

Kuestazioa in meinem Stadtteil (ich persönlich lag da allerdings noch im Bett,
deshalb Foto: Oarsobidasoko Hitza)

Am Sonntag gab es einen Kinderumzug und danach Spiele für die Kinder ... und abends schließlich der Abschied der Hexen und Intxixu.

Ein kurzes Video vom Tanz der Hexen und Intxixu:



Und weil man auf meinen restlichen Fotos noch weniger sieht als auf dem oben, sind hier noch ein paar Fotos von der Webseite der Ihote-Gruppe:

zwei Intxixu

Hexen

Hexe bei der Einnahme des Rathauses

das eingenommene Rathaus mit den Fahnen der Stadtteile: Gurutze, Arragua
Iturriotz, Ugaldetxo, Karrika, Ergoien, Elizalde und Altzibar (meiner)

Montag, 10. Februar 2014

Mal wieder ein Zwischenbericht

Weil der letzte Eintrag jetzt schon wieder fast einen Monat her ist, berichte ich mal wieder ein bisschen.

Im Büro bin ich grad damit beschäftigt, das Lehrmaterial der regionalen AEK-Gruppe auf deren Internetseite zu laden. Das war dort nämlich schon alles, bis sie von einer älteren auf die neuste Moodle-Version umgestellt haben und alles verlorengegangen ist.
Jetzt schicken alle LehrerInnen der Region (die besteht aus vier Orten, geht also ;)) Saioa ihre Arbeitsblätter, die gibt sie mir und ich muss sie dann hochladen, beschreiben, was auf dem Arbeitsblatt zu tun ist, und mir Schlüsselwörter dazu überlegen. Soweit offiziell, inoffiziell muss ich auch oft Rechtschreibfehler auf den Arbeitsblättern verbessern oder irgendwelche Formatierungen ;) Außerdem muss immer das Niveau angegeben werden, für das die Aufgaben sind ... normalerweise kein Problem, weil die Lehrer das schon in den Dateiname geschrieben haben, aber hin und wieder kam es dann doch vor, dass ich selber einschätzen musste, was für ein Niveau das wohl ist ... wozu ich mir andere Aufgaben von den in Frage kommenden Niveaus angeguckt hab, um zu sehen, ob das passt ;) Saioa hat mir das auch gleich vollkommen zugetraut: "Meistens steht das Niveau dabei und wenn nicht, musst du halt überlegen, für welches Niveau das sein kann."
Unterbrochen wurde diese Arbeit diese Woche dadurch, dass ein Berg Briefe an die Händler und Gastronomen des Orts verschickt werden musste. Das Projekt, das Bakartxo betreut, bietet ihnen ja kostenlos Material wie Rechnungen, Schilder usw. auf Baskisch, Übersetzungen und Korrekturen, Informationen über Baskischkurse für Händler und Gastronomen und über verschiedene Förderungen der Stadt und so weiter. Jetzt sollte also zum Jahresanfang an dieses Angebot erinnert werden. Die UEMA (ein Zusammenschluss aller baskischsprachigen Orte) hatte an die zuständigen Organisationen Stiftehalter mit Kalender und einer Liste dieser Dienstleistungen drauf verteilt, allerdings mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer der Zuständigen bei der UEMA. Da aber in Oiartzun diesen Service Ttur-ttur anbietet, mussten wir zusammen mit dem Kalender-Stiftehalter noch einen Aufkleber mit den Kontaktdaten von Ttur-ttur verschicken. Und das ganze an 202 Leute.
Die Aufgabe war also: 202 Ttur-ttur-Aufkleber ausdrucken. Die Adressen der 202 Händler und Gastronomen auf Aufkleber drucken. Diese waren nach baskischsprachig und nicht-baskischsprachig sortiert, also zählen, wie viele es jeweils sind. Für die Baskischsprachigen die Briefe einsprachig ausdrucken, für die Nicht-Baskischsprachigen mit spanischer Übersetzung auf der Rückseite. Die 202 Briefe unten rechts mit dem Stempel von Ttur-ttur stempeln. Die 202 Briefe unten links mit dem Stempel der Stadt stempeln. (Und dabei einsprachig und zweisprachig schön auseinanderhalten.) Die 86 zweisprachigen Briefe falten (mit der baskischen Seite zuoberst) und zusammen mit je einem Kalender und einem Aufkleber in je einen Briefumschlag stecken. Die 86 Briefe zukleben und auf jeden einen Adressaufkleber von den Nicht-Baskischsprachigen. Dann die 116 einsprachigen Briefe falten und zusammen mit je einem Kalender und einem Aufkleber in je einen Briefumschlag stecken. Die 116 Briefe zukleben und auf jeden einen Adressaufkleber von den Baskischsprachigen. Und zu guter Letzt noch alle 202 Briefe vorne mit dem Stadtstempel stempeln.
Es ist also nicht verwunderlich, dass ich mit dieser Briefsendung drei Tage lang beschäftigt war.

Was sich sonst noch getan hat: seit vorletzter Woche muss am Rathaus die spanische Fahne hängen, allerdings ist die, die dort jetzt hängt, auffällig klein und so zwischen zwei Balkonen angebracht, dass man sie nur von vorne sieht. Der Vertreter der spanischen Regierung in der Autonomen Baskischen Gemeinschaft hat sich schon beschwert, dass das eine Veräppelung sei. Anes Kommentar: "Da hat er aber Recht ... die Fahne sieht aus wie beim Chinese gekauft." (Die sogenannten chinesischen Basare hier sind solche Läden, in denen es so ziemlich alles gibt.)
Dabei ist das noch harmlos im Vergleich zu dem Foto, das irgendein Freund von ihr aufgetan und rumgeschickt hat und das wohl die spanische Fahne am Rathaus von Oñati zeigt. Diese Fahne muss man auf dem Foto erst mal finden ... so ein Fähnchen, wie man es während der Fußball-WM an Autos sieht. Dieses Foto hat bei uns im Büro größte Heiterkeit ausgelöst, schade, dass ich es nirgendwo mehr finde ...
Die Fahne ist jedenfalls in letzter Zeit immer wieder Gesprächsthema und Gegenstand von ironischen Bemerkungen und Witzen.
Aber ich finde ja immer noch das hier die beste Idee:

http://www.diariovasco.com/noticias/201302/26/Media/banderas-bergara--647x231.jpg
Die Fahnen aller Herkunftsländer der Einwohner in Bergara (Foto: Diario Vasco)


Was sonst noch so los war: Bei Kuadrillategi, dem Freizeitprogramm für Siebt- und Achtklässler, stand jetzt wieder die Planung der nächsten Freitagnachmittage (bis zu den Osterferien) an, was dieses Mal allerdings schon deutlich besser gelaufen ist als letztes Mal. Wir haben sie jetzt aber auch in siebte und achte Klasse aufgeteilt, sodass es erstens kleinere Gruppen sind, und zweitens war ich bei den Siebtklässlern, die allgemein motivierter zu sein scheinen.
Chaos war das Ideensammeln und abstimmen in Kleingruppen (à zwölf Jugendliche) trotzdem ... hier zwei Auszüge aus dem Prozess in Iratis Gruppe:

Irati: "Den nächsten Wochenendausflug machen wir im Juni, also was habt ihr für Ideen für Sachen, die wir freitags hier machen können?"
"Paintball!"
"Surfen!"

Irati: "Und was haltet ihr von der Idee, irgendwas Gemeinnütziges zu machen?"
June: "Kommt drauf an was."
Zihara: "Ja! In die Westsahara fahren!"
Unax: "Die spanische Fahne (am Rathaus) anzünden!" (Da würden jetzt die spanischen Rechten wieder sagen, dass in den baskischsprachigen Schulen die Kinder zu Terroristen erzogen werden ...)
Man muss allerdings wirklich sagen, dass die Idee, einer gemeinnützigen Aktion zumindest in Iratis Gruppe viele begeisterte Anhänger hatte.

Und jetzt zum Abschluss noch ein paar Fotos vom Ort:

Das Gebäude, in dem das Büro ist
Der Platz (ungewöhnlich leer)
noch mal der Platz
Das Rathaus (noch rechtzeitig, ohne spanische Fahne)
Orangenbaum im Park
 Blick von unserem Balkon: