Sonntag, 17. August 2014

Xanistebanak

Drei Monate nach meiner Rückkehr nach Deutschland war es Zeit für den ersten Besuch in Oiartzun: von Samstag bis Mittwoch letzter Woche fand nämlich das dortige Ortsfest statt.
Die baskischen Feste sind berühmt und gehören für die Basken zu den wichtigsten Ereignissen im Jahr. Sie sind zwischen Juni und September gelegen, meistens nach den Heiligen, zu deren Ehren sie ursprünglich veranstaltet wurden, benannt, und jeder noch so kleine Ort hat sein Fest. Das berühmteste Beispiel eines baskischen Ortsfests sind die Sanferminak von Iruñea (Pamplona), die auch von Ernest Hemingway beschrieben wurden. Die Sanferminak werden übrigens auch in den kleineren Orten Lesaka und Pasai Antxo gefeiert.
Das Fest von Oiartzun nennt sich Xanistebanak (nach dem Heiligen Stefan) und findet Anfang August statt.
Den Anfang der Xanistebanak habe ich selbst nicht mitbekommen, aber laut Programm wurde das Fest am Nachmittag mit Musik, Tanz und Feuerwerk eingeleitet, nachts gab es dann Konzerte und DJs.
Ich bin erst nachts um viertel nach vier mit dem Fernbus in Donostia angekommen und hab um fünf den Bus nach Oiartzun genommen, wo das Fest um halb sechs noch in vollem Gang war. Meine lieben Mitbewohner waren zwar beide nicht mit dem Handy zu erreichen, aber ich habe sofort den ersten Bekannten getroffen ... Aitzol, der mich mit einem herzlichen: "Meine Lieblingsdeutsche!" begrüßt hat. Er hat mir dann auch geholfen, meinen Mitbewohner zu finden, was nicht schwer war, und ein Getränk spendiert. Auf dem Landetxe Platz waren die drei txozna, die Getränke verkaufenden Stände (von der Sprachrechtsorganisation Euskal Herrian Euskaraz, der feministischen Gruppe Antiju Morik und der linken Jugendorganisation Ernai), noch offen, es lief Musik und alles war vollgestopft mit Leuten. Die Begrüßung meines Mitbewohners war nicht weniger herzlich (wobei auch der der Uhrzeit entsprechende Alkoholpegel eine Rolle gespielt hat), er meinte, er hätte das Gefühl, ich sei gar nicht weg gewesen (was mir übrigens genauso ging). Innerhalb kürzester Zeit hatte ich wahrscheinlich die Hälfte aller meiner dortigen Bekannten getroffen und war immer ihren jeweiligen Freunden vorgestellt worden. Als gegen sieben die Musik ausging und die Stände zugemacht haben, hatte mein Mitbewohner zwar noch keine Lust, nach Hause zu gehen, ich dagegen merkte doch, dass ich nach 19 Stunden Busfahrt endlich mal richtig schlafen musste. Er hat mir also seine Schlüssel gegeben, sich erkundigt, ob ich den Weg noch finde (ähm, ja?!) und mir angekündigt, dass wir später mit seiner Familie mittagessen würden. Und dass ich die Kleider, die auf meinem Bett liegen würden, einfach zur Seite räumen sollte. ("Das sind alles Alaias. Wirf sie auf den Boden!")

Geschlafen hab ich vor Aufregung und weil es ja schon hell war nicht besonders gut und bin schon gegen zwölf wieder aufgestanden. So hab ich immerhin meine Mitbewohnerin noch getroffen, die mir endlich ihren Freund vorgestellt hat (niemand anderes als der bekannte Bertsolari Jon Maia).
Danach musste ich warten, bis um zwei, nachdem ihn schon seine Mutter angerufen hatte, endlich mein Mitbewohner aufgestanden ist und wir zusammen zum Platz gegangen sind, um uns mit seiner Familie zu treffen ... Mutter, Vater, Schwester, Schwager, Nichte (Arai, sechs Jahre) und Neffe (Eritz, zwei Jahre).
Wie das bei einem baskischen Mittagessen so ist, saßen wir bis nach fünf zusammen, dann hatte Asier als Kulturzuständiger der Stadt noch Verschiedenes zu tun und wir sind gegangen. Bevor er mich mir selbst überlassen musste, hat er mir noch die jährlich zum Fest erscheinende fette Zeitschrift, für die ich auch einen Artikel geschrieben hatte, gegeben. Mit der habe ich mich auf den Platz gesetzt und mich ein bisschen ausgeruht, bis der Umzug der Riesen angefangen hat -  eigentlich eher ein Spektakel für Kinder, aber als quasi Touristin und wenn man grad eh nichts Besseres zu tun hat, kann man sich das auch in meinem Alter noch ansehen ;) Die Riesen sind etwa vier Meter hohe Figuren, die mithilfe von kräftigen Leuten, die in das Gestell hineinschlüpfen, durch die Straßen tanzen.
Bis ich mich um viertel vor zehn mit meinem Mitbewohner auf dem Platz getroffen habe, hatte ich schon einige weitere Bekannte getroffen. Weil wir um zehn einen Dokumentarfilm sehen wollten, hatten wir nicht viel Zeit zum Abendessen und haben uns einfach in einer Bar jeder zwei Pintxo (so eine Art kleine belegte Brote) geholt.
Der Film wurde im Freien, unter dem Vordach der Pilotahalle (Pilota ist ein baskischer Ballsport) gezeigt. Er heißt Echevarriatik Etxeberriara, "von Echevarria zu Etxeberria". Echevarria war der letzte franquistische Bürgermeister von Oiartzun, der kurz nach Francos Tod von der ETA umgebracht wurde; Rufi Etxeberria, ebenfalls aus Oiartzun, ist ein linker Politiker, der wegen seiner Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts unter dem Vorwurf, ETA-Mitglied zu sein, zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde. In dem Film erzählen verschiedene Personen, alle aus Oiartzun, von ihren Erlebnissen, Erfahrungen und Einstellungen gegenüber dem Konflikt, es wird porträtiert, wie Oiartzun den Konflikt erlebt hat (und immer noch erlebt).
Während dem Film fing es an zu regnen (zum Glück saßen wir unterm Dach), was es die ganze Nacht über immer wieder tun sollte. Während dem Konzert des Musikers Mikel Markez auf dem Hauptplatz war es zum Glück trocken, fing aber bald wieder an. Asier und ich hatten sowieso beide schon festgestellt, dass wir zu müde waren, um wieder so lang auszugehen, allerdings bestand er darauf, dass ich länger bleiben sollte als er. Das akzeptierte ich zunächst, schließlich hatte ich ja im Gegensatz zu ihm keine Preise verleihen und Stühle aufstellen müssen; gegen halb drei stellte ich dann allerdings doch fest, dass es eigentlich keinen Sinn hatte, wenn ich vor Müdigkeit zu kaum einem Gespräch fähig war. Ich wollte also abwarten, bis der Regen aufhörte, und dann gehen. Dann erschien allerdings Asier, der sich die letzte Stunde über woanders herumgetrieben hatte (ich war mit seinen Freunden zusammen gewesen), sagte, dass er jetzt ginge, ich aber ruhig noch ein bisschen bleiben sollte. Ich protestierte, dass ich zu müde sei, ließ mich letzendlich aber doch überreden. Mein "großer Bruder" beauftragte noch Txepe, einen seiner Freunde, auf mich aufzupassen, und ging. Ich ging eine knappe halbe Stunde später.

die Riesen
die Jahreszeitschrift
das Programm vom Montag

Am nächsten Morgen mussten wir schon ziemlich gleich, nachdem ich aufgestanden war, hoch zum Platz, weil Asier beim Mittagessen der Rentner dabei sein musste (was natürlich zahlreiche spöttische Bemerkungen provozierte). Auf dem Weg trafen wir in einer Bar Alazne und ihren Freund, mit denen ich dann noch etwa eine Stunde zusammensaß, bis die beiden mittagessen gegangen sind. Ich habe mir zum Mittagessen beim Stand von Arraztalo, einer Organisation von psychisch Kranken und ihren Familienmitgliedern, ein Stück patata tortila geholt, mich damit auf eine Bank auf dem Platz gesetzt, der Preisverleihung des Apfelweinwettbewerbs zugehört, das Programm studiert, das Programmheftchen einer Frau, die neben mir saß, ausgeliehen und zugesehen, wie der Platz immer leerer wurde. Dann bin ich heimgegangen, um mich, bis es um fünf weiterging, noch mal ein bisschen auszuruhen.
Weiter ging es dann erst mal mit Kinderprogramm, was aber ganz süß anzusehen war (zumal Asiers Nichte und Neffe dabei waren). Dann gab es noch eine Ausstellung von Handarbeits- und Malworkshops, die ich mir ausführlich angesehen habe (waren tolle Sachen dabei). Irgendwann ist auch mein lieber Mitbewohner wieder aufgetaucht (mit Neffe). Währenddessen fingen schon die Vorbereitungen für einen Solidaritätsflashmob für die Gefangenen an, der laut Programm um halb acht stattfinden sollte (da waren auch wieder einige Bekannte von mir dabei, die aber logischerweise zu beschäftigt waren). Kurz vor Beginn des Flashmobs hab ich dann allerdings zwei Freunde meiner Mitbewohnerin getroffen, bin mit denen auf einen anderen Platz gegangen, hab dort wieder jemanden getroffen, kurz, als ich wieder auf dem Platz war, war vom Flashmob nur noch Konfetti übrig.
Das fand Eritz, Asiers kleiner Neffe, allerdings ganz toll und hat mir immer wieder einzelne Konfettiteilchen "geschenkt". Desweiteren hab ich mich von Arai, der Nichte, erst im Radschlagen coachen und dann frisieren lassen. Eigentlich wollten wir (Asier, seine Schwester, die Kinder und ich) zusammen abendessen und dann zu einer Tanzvorstellung gehen, aber am Essensstand der Ikastola war die Schlange zu lang und in den Bars gab es nichts mehr, sodass Naroa (Asiers Schwester) mit den Kindern heimgegangen ist und Asier und ich uns am Stand von Antiju Morik, der feministischen Gruppe, Pommes geholt haben.
Die Tanzvorstellung war nicht so toll, aber das Programm ging ja noch weiter ... Erst die Danborrada (ein Trommlerumzug) um Mitternacht, dann das Konzert von Bad Sound System (unten anzuhören), das auch um Mitternacht anfing und mindestens bis um halb drei ging. Während der Danborrada haben wir Ane, Iraia, Oneski und Freunde in einer Bar in einer Seitenstraße getroffen und Asier hat mich bei ihnen gelassen, während er nachgesehen hat, was auf dem Landetxe-Platz, wo das Konzert war, so läuft (Asier: "Passt auf sie auf!" - Ane: "Sie wird schon nicht verloren gehen."). Nach der Danborrada sind wir zum Konzert gegangen. Ich selbst wäre ja die ganze Zeit dabei geblieben, aber meine Freunde und Bekannten sind nach und nach alle in eine der Bars um die Ecke abgedriftet, wohin mich Asier schließlich auch geholt hat. Dort wurde ich dann wieder reihenweise Freunden vorgestellt, bis mein Kurzzeitgedächtnis zu streiken anfing ... Also die letzten beiden heißen Amaiur und Patxi ... und die erste Alaitz ... aber die anderen beiden?? 
Irgendwann sind wir dann wieder auf den Landetxe-Platz zu den Ständen (das Konzert war inzwischen vorbei). Ich hab mich zuerst mit Haizea unterhalten (trotz relativ lauter Musik waren hier im Gegensatz zur Bar immerhin Gespräche möglich) und dann noch eine Weile mit Izar, Beñat und Aitzol, zwischendrin hab ich noch Manoli aus meinen Sprachkursen getroffen. Dann bin ich erst mit einem Jungen aus Orereta, der Nachbarstadt, ins Gespräch gekommen und dann mit noch einem, ein weiterer Aitzol, der mir einen Patxaran (Schlehenlikör mit Anis) ausgegeben hat und mit dem ich die restliche Zeit verbracht habe, bis ich gegen viertel nach sechs beschlossen habe, heimzugehen, um ins Bett zu kommen, bevor es hell wird, und so besser einschlafen zu können.

Kinderprogramm
alle aufgestellt für den Flashmob
die Danborrada
das Konzert
eine Kostprobe von Bad Sound System:

Am Dienstag waren Asier und ich zum Mittagessen mit seiner Clique zu zwei Freundinnen von ihm eingeladen. Es war sehr nett, aber als man, obwohl man es seit mindestens drei Stunden vorhatte, um halb acht immer noch keine Anstalten machte, endlich auf den Platz zu gehen, verabschiedete ich mich und machte mich alleine auf den Weg - schließlich waren schon meine letzten Stunden in Oiartzun angebrochen und ich wollte noch einige Leute noch mal sehen.
Das hat sich dann auch nicht schwer gestaltet, die txaranga (durch die Straßen ziehende Band) war noch unterwegs und mit ihr die Jugend Oiartzuns (also Leute zwischen 15 und 35). Also kein Problem, viele noch mal zu sehen ... Ioritz (sowie zwei freche ehemalige Schüler von ihm von denen der eine mit den deutschen Wörtern, die er kennt, angeben musste), Erika aus meinem einen Kurs, Beñat, beide Aitzols (also die, die ich schon länger kenne, nicht die Bekanntschaft der letzten Nacht), Haizea, Izar, Alaia, Nagore ... Irgendwann ist auch Asier auf dem Platz angekommen. Ich bin mit ihm, seiner Nichte und seinem Neffen der txaranga hinterher, hab dann aber festgestellt, dass es schon viertel nach neun ist und mein Bus nach Donostia um 22:25 fährt, und bin mein Gepäck holen gegangen. Die letzte halbe Stunde saß ich mit Asier und seinen Freunden zusammen, voller Abschiedsschmerz, und habe mit Txepe schon besprochen, dass ich nächstes Jahr zum Fest wiederkomme. Asier hat mich dann zum Bus begleitet und mir versichert, dass ich jederzeit wiederkommen kann und die Wohnung immer noch meine sei (er hat sogar, als ich ihm meine Schlüssel wiedergegeben habe, gemeint: "Du kannst sie auch behalten, bis du wiederkommst.").
Und dann war es vorbei, ich saß im Bus, lief dann durch das nächtliche Donostia, immer am Fluss entlang, und wartete am Busbahnhof über eine Stunde auf meinen Fernbus.

Abgesehen davon, dass das Fest wirklich richtig toll war, habe ich das Gefühl, dass meine Beziehung zu Oiartzun und den Leuten dort (mir war vorher überhaupt nicht klar, wie viele ich dort kenne!) nach diesem Besuch viel enger ist ... Es war so schön zu merken, dass ich mich dort immer noch zuhause fühle, dass ich so viele nette Leute dort kenne ...
Gora Xanistebanak! Gora Oiartzun! Es leben die Xanistebanak! Es lebe Oiartzun!

Solidarität mit Palästina - "Lasst uns die Kriege
stoppen - überall!!!"
eine txozna
mit den Gefangenen aus Oiartzun solidarische Transparente

Und als Zugabe: Donostia bei Nacht - Impressionen

Donnerstag, 29. Mai 2014

Abschied

Nachdem ich schon seit einem Monat wieder zurück bin, komm ich jetzt endlich mal dazu, über den Abschied von Oiartzun zu berichten.
In der ersten Woche der Osterferien ist meine Familie mich abholen gekommen, sodass die Woche vor den Osterferien mehr oder weniger meine letzte war ... ich war dann zwar noch eine Woche da, aber es waren Ferien.
Angefangen hat die Woche des Abschieds im montäglichen Konversationskurs, wo ich Kuchen mitgebracht und mir alle alles Gute gewünscht haben. Es war ein seltsames Gefühl, weil die Leute aus diesem Kurs diejenigen sind, die ich am wahrscheinlichsten nie mehr sehen werde ... sie sind alle 35+ und haben kein Facebook und so eng war der Kontakt (außer mit Marus, bei der ich mal eingeladen war) nicht.
Am Dienstag hab ich mich noch mal gut amüsiert bei der Vorstellung des Online-Wörterbuchs des Oiartzuer Dialekts, dem wahrscheinlich wichtigsten Teil von Anes Projekt, wo ich Leute, die ich eher selten treffe, wie Beñat, Ioritz und Haizea, mal wieder gesehen habe, und am Mittwoch hatte ich dann den nächsten Abschied im EGA-Kurs (also dem zur Vorbereitung der Prüfung für das C1-Zertifikat), wieder mit Kuchen, der in diesem sehr schleckermäuligen Kurs schon so sehnsüchtig erwartet worden war, dass Jon mich ihn schon zwei Wochen vorher hatte mitbringen lassen wollen. Mit den Leuten aus diesem Kurs (fast alle um die zwanzig) bin ich immerhin mit fast allen bei Facebook befreundet, sodass ein gewisser Kontakt bleibt.
Am Freitag kam dann der Abschied im Büro, der aber nach einem "Wir sehen uns auf jeden Fall noch" von Ane nicht sehr groß ausfiel. In Kuadrillategi am Nachmittag drehte Alazne unter dem Vorwand, heimlich rauchende Ausreißer aufzuspüren, eine Runde mit mir und als wir zurückkamen, waren alle Jugendlichen versammelt, Irati spielte Akkordeon, Aitzol Tamburin und alle sangen mir die Verse, die die Betreuer wohl bei ihrem letzten Treffen gedichtet hatten. Danach gab es Knabberzeug, Kekse, Cola und Fanta.
Als die Jugendlichen so langsam alle abgeholt waren, fing etwas an, bei dem die Beteiligten ein außerordentliches schauspielerisches Talent bewiesen. Es begann folgendermaßen:
Alazne: "Uff, und jetzt einfach heim, abendessen und ins Bett."
Aitzol: "Echt, also ich hätte jetzt noch Lust auf einen Kaffee auf dem Platz."
Alazne: "Hmmm, stimmt, jetzt wo dus sagts ... so ein Kaffe auf dem Platz hätte jetzt was."
Aitzol: "Ja, komm ... Silvie, würdest du auch mitkommen?"
Ich: "Ja."
Alazne: "Ja komm, es ist Silvies letzter Tag, das machen wir."
Die drei anderen Betreuerinnen wurden gefragt, ob sie auch mitkommen würden; Irati hatte ein Abendessen, aber Olatz und Iraia kamen gerne mit. Wir fuhren also zum Platz und sahen in einer der Bars am Platz, Makutso, einige Bekannte sitzen. Mich überraschte die bunte Zusammenstellung dieser Bekannten, aber ich machte mir noch keine größeren Gedanken darüber. Wahrscheinlich hatten sie irgendein Treffen oder eine Veranstaltung gehabt. Wir setzten uns in eine andere Bar, Miren, tranken etwas und unterhielten uns, bis plötzlich das Grüppchen von Makutso mit einem breiten kollektiven Grinsen auf uns zukam ... und das war dann der Moment, in dem ich endlich geahnt habe, was Sache ist.
Und tatsächlich hatten sie ein großes Abschiedsessen für mich veranstaltet ... groß sowohl was die Runde von 16 Personen anging, als auch die Zahl der Gänge. Dass am Ende jeder noch einen Nachtisch geschafft hat (wenn es auch bei vielen, wie bei mir, nur ein Jogurt war), lag nur daran, dass sich alle früher oder später bei irgendeinem Gang zurückgehalten haben.
Auch ein Abschiedsgeschenk hatten sie für mich vorbereitet: ein Foto (das einzige), auf dem fast alle Mitglieder von Ttur-ttur drauf sind. Das hatten sie im A3-Format ausgedruckt und nach dem Essen haben alle hintendrauf mit einer kleinen Botschaft unterschrieben.
Dann sind wir irgendwann gegangen und irgendjemand kam auf die Idee, mir noch einen Abschiedstanz vorzuführen, wofür sich sechs Freiwillige fanden. Danach haben sich schon die ersten verabschiedet, wir anderen haben uns noch mit einem Gin Tonic ins Miren gesetzt, bis sich gegen halb zwei auch diese Runde aufgelöst hat.
Was den Abschied leichter gemacht hat, war, dass ich ja noch eine Woche da sein würde und wir uns alle sagen konnten: "Wir sehen uns bestimmt noch mal!" Tatsächlich hab ich dann auch einen großen Teil noch mal auf dem Platz getroffen ... sogar Maria Jesus aus dem Konversationskurs, mit der ich gar nicht gerechnet hätte.
Von meinem Mitbewohner musste ich mich dann am Mittwochabend verabschieden, weil er von Donnerstag bis Montag im Urlaub war. Ein schwerer Abschied, da er für mich eine Art großer Bruder geworden war. Meine Mitbewohnerin war von Mittwoch bis Sonntagabend weg, sodass wir uns am Montagmorgen verabschiedet haben. Sie hat mit uns auf dem Platz gefrühstückt (in der Bar Kastro, der einzigen von den fünf auf und um den Platz, in der meine Eltern je waren ...) und mir noch ein unheimlich liebes Abschiedsgeschenk gegeben.
Und dann war es vorbei.
Obwohl ich mich vorher sehr auf zu Hause gefreut hatte und es durchaus schön war, wieder da zu sein, habe ich am Anfang Oiartzun schon sehr vermisst. Auch war es eine große Umstellung für mich, jetzt wieder mit fremden Leuten Deutsch zu reden ... eine ganze Weile war ich immer kurz davor, die Leute in Läden mit "Kaixo" zu begrüßen und mich mit "Agur" zu verabschieden, und ich erinnere mich an ein Mal, wo ich beim Bezahlen erst im Kopf den Preis ins Baskische übersetzt habe.
Das alles hat sich inzwischen normalisiert. Aber die Sehnsucht bleibt.

Tanz vor dem Rathaus (keine Ahnung, warum diese Bühne da war)
Foto mit Vers
... und Glückwünsche


Donnerstag, 27. Februar 2014

Ihoteak

Mit etwas Verspätung berichte ich jetzt endlich darüber, wie in Oiartzun Fasching gefeiert wird. Das hiesige Faschingsfest heißt ihote und findet eine Woche vor dem normalen Fasching statt.

Freitagabends kommen die Hexen und Intxixu (eine Art Kobold), die in den Bergen leben, runter in den Ort, wobei jeder der acht Intxixu einen Stadtteil vertritt. Sie entzünden ein Feuer und tanzen darum herum, bis sie schließlich das Rathaus einnehmen. Dafür wird eine Hexe von einigen Intxixu mit einem Flaschenzug auf den Rathausbalkon gezogen und bringt dort ein mit Tüchern in den Farben der Stadtteile geschmücktes Schilfrohr an.
Danach wird getanzt, die Intxixu geärgert ... kurz, sich gut amüsiert.

Am Samstag morgen findet in den Stadtteilen die sogenannte kuestazio statt: die Teilnehmer ziehen, jeweils in ihrem Stadtteil, tanzend von Haus zu Haus und essen schließlich zusammen zu Mittag.

Kuestazioa in meinem Stadtteil (ich persönlich lag da allerdings noch im Bett,
deshalb Foto: Oarsobidasoko Hitza)

Am Sonntag gab es einen Kinderumzug und danach Spiele für die Kinder ... und abends schließlich der Abschied der Hexen und Intxixu.

Ein kurzes Video vom Tanz der Hexen und Intxixu:



Und weil man auf meinen restlichen Fotos noch weniger sieht als auf dem oben, sind hier noch ein paar Fotos von der Webseite der Ihote-Gruppe:

zwei Intxixu

Hexen

Hexe bei der Einnahme des Rathauses

das eingenommene Rathaus mit den Fahnen der Stadtteile: Gurutze, Arragua
Iturriotz, Ugaldetxo, Karrika, Ergoien, Elizalde und Altzibar (meiner)

Montag, 10. Februar 2014

Mal wieder ein Zwischenbericht

Weil der letzte Eintrag jetzt schon wieder fast einen Monat her ist, berichte ich mal wieder ein bisschen.

Im Büro bin ich grad damit beschäftigt, das Lehrmaterial der regionalen AEK-Gruppe auf deren Internetseite zu laden. Das war dort nämlich schon alles, bis sie von einer älteren auf die neuste Moodle-Version umgestellt haben und alles verlorengegangen ist.
Jetzt schicken alle LehrerInnen der Region (die besteht aus vier Orten, geht also ;)) Saioa ihre Arbeitsblätter, die gibt sie mir und ich muss sie dann hochladen, beschreiben, was auf dem Arbeitsblatt zu tun ist, und mir Schlüsselwörter dazu überlegen. Soweit offiziell, inoffiziell muss ich auch oft Rechtschreibfehler auf den Arbeitsblättern verbessern oder irgendwelche Formatierungen ;) Außerdem muss immer das Niveau angegeben werden, für das die Aufgaben sind ... normalerweise kein Problem, weil die Lehrer das schon in den Dateiname geschrieben haben, aber hin und wieder kam es dann doch vor, dass ich selber einschätzen musste, was für ein Niveau das wohl ist ... wozu ich mir andere Aufgaben von den in Frage kommenden Niveaus angeguckt hab, um zu sehen, ob das passt ;) Saioa hat mir das auch gleich vollkommen zugetraut: "Meistens steht das Niveau dabei und wenn nicht, musst du halt überlegen, für welches Niveau das sein kann."
Unterbrochen wurde diese Arbeit diese Woche dadurch, dass ein Berg Briefe an die Händler und Gastronomen des Orts verschickt werden musste. Das Projekt, das Bakartxo betreut, bietet ihnen ja kostenlos Material wie Rechnungen, Schilder usw. auf Baskisch, Übersetzungen und Korrekturen, Informationen über Baskischkurse für Händler und Gastronomen und über verschiedene Förderungen der Stadt und so weiter. Jetzt sollte also zum Jahresanfang an dieses Angebot erinnert werden. Die UEMA (ein Zusammenschluss aller baskischsprachigen Orte) hatte an die zuständigen Organisationen Stiftehalter mit Kalender und einer Liste dieser Dienstleistungen drauf verteilt, allerdings mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer der Zuständigen bei der UEMA. Da aber in Oiartzun diesen Service Ttur-ttur anbietet, mussten wir zusammen mit dem Kalender-Stiftehalter noch einen Aufkleber mit den Kontaktdaten von Ttur-ttur verschicken. Und das ganze an 202 Leute.
Die Aufgabe war also: 202 Ttur-ttur-Aufkleber ausdrucken. Die Adressen der 202 Händler und Gastronomen auf Aufkleber drucken. Diese waren nach baskischsprachig und nicht-baskischsprachig sortiert, also zählen, wie viele es jeweils sind. Für die Baskischsprachigen die Briefe einsprachig ausdrucken, für die Nicht-Baskischsprachigen mit spanischer Übersetzung auf der Rückseite. Die 202 Briefe unten rechts mit dem Stempel von Ttur-ttur stempeln. Die 202 Briefe unten links mit dem Stempel der Stadt stempeln. (Und dabei einsprachig und zweisprachig schön auseinanderhalten.) Die 86 zweisprachigen Briefe falten (mit der baskischen Seite zuoberst) und zusammen mit je einem Kalender und einem Aufkleber in je einen Briefumschlag stecken. Die 86 Briefe zukleben und auf jeden einen Adressaufkleber von den Nicht-Baskischsprachigen. Dann die 116 einsprachigen Briefe falten und zusammen mit je einem Kalender und einem Aufkleber in je einen Briefumschlag stecken. Die 116 Briefe zukleben und auf jeden einen Adressaufkleber von den Baskischsprachigen. Und zu guter Letzt noch alle 202 Briefe vorne mit dem Stadtstempel stempeln.
Es ist also nicht verwunderlich, dass ich mit dieser Briefsendung drei Tage lang beschäftigt war.

Was sich sonst noch getan hat: seit vorletzter Woche muss am Rathaus die spanische Fahne hängen, allerdings ist die, die dort jetzt hängt, auffällig klein und so zwischen zwei Balkonen angebracht, dass man sie nur von vorne sieht. Der Vertreter der spanischen Regierung in der Autonomen Baskischen Gemeinschaft hat sich schon beschwert, dass das eine Veräppelung sei. Anes Kommentar: "Da hat er aber Recht ... die Fahne sieht aus wie beim Chinese gekauft." (Die sogenannten chinesischen Basare hier sind solche Läden, in denen es so ziemlich alles gibt.)
Dabei ist das noch harmlos im Vergleich zu dem Foto, das irgendein Freund von ihr aufgetan und rumgeschickt hat und das wohl die spanische Fahne am Rathaus von Oñati zeigt. Diese Fahne muss man auf dem Foto erst mal finden ... so ein Fähnchen, wie man es während der Fußball-WM an Autos sieht. Dieses Foto hat bei uns im Büro größte Heiterkeit ausgelöst, schade, dass ich es nirgendwo mehr finde ...
Die Fahne ist jedenfalls in letzter Zeit immer wieder Gesprächsthema und Gegenstand von ironischen Bemerkungen und Witzen.
Aber ich finde ja immer noch das hier die beste Idee:

http://www.diariovasco.com/noticias/201302/26/Media/banderas-bergara--647x231.jpg
Die Fahnen aller Herkunftsländer der Einwohner in Bergara (Foto: Diario Vasco)


Was sonst noch so los war: Bei Kuadrillategi, dem Freizeitprogramm für Siebt- und Achtklässler, stand jetzt wieder die Planung der nächsten Freitagnachmittage (bis zu den Osterferien) an, was dieses Mal allerdings schon deutlich besser gelaufen ist als letztes Mal. Wir haben sie jetzt aber auch in siebte und achte Klasse aufgeteilt, sodass es erstens kleinere Gruppen sind, und zweitens war ich bei den Siebtklässlern, die allgemein motivierter zu sein scheinen.
Chaos war das Ideensammeln und abstimmen in Kleingruppen (à zwölf Jugendliche) trotzdem ... hier zwei Auszüge aus dem Prozess in Iratis Gruppe:

Irati: "Den nächsten Wochenendausflug machen wir im Juni, also was habt ihr für Ideen für Sachen, die wir freitags hier machen können?"
"Paintball!"
"Surfen!"

Irati: "Und was haltet ihr von der Idee, irgendwas Gemeinnütziges zu machen?"
June: "Kommt drauf an was."
Zihara: "Ja! In die Westsahara fahren!"
Unax: "Die spanische Fahne (am Rathaus) anzünden!" (Da würden jetzt die spanischen Rechten wieder sagen, dass in den baskischsprachigen Schulen die Kinder zu Terroristen erzogen werden ...)
Man muss allerdings wirklich sagen, dass die Idee, einer gemeinnützigen Aktion zumindest in Iratis Gruppe viele begeisterte Anhänger hatte.

Und jetzt zum Abschluss noch ein paar Fotos vom Ort:

Das Gebäude, in dem das Büro ist
Der Platz (ungewöhnlich leer)
noch mal der Platz
Das Rathaus (noch rechtzeitig, ohne spanische Fahne)
Orangenbaum im Park
 Blick von unserem Balkon:


Mittwoch, 15. Januar 2014

Tropfen für Tropfen sind wir das Meer

Nachdem ich die Weihnachtsferien zu Hause verbracht habe, bin ich seit Freitag wieder hier und hatte für Samstag schon gleich was vor: die jährliche riesige Demo für die Rechte der Gefangenen und eine Lösung des Konflikts in Bilbo.
Aus Oiartzun sind sechs Busse hingefahren. Viele sind auch mit dem Auto gefahren, aber von denen, die ich kenne, die meisten mit dem Bus, sodass ich schon gleich viele Bekannte wiedergetroffen hab. Für den Fall, dass es Polizeikontrollen gibt, war für die Fahrt mehr Zeit einkalkuliert worden, es gab aber zum Glück keine ... und dabei hat Ane doch, auf der Fahrt zur Buchmesse in Durango im Dezember, gemeint: "Du kannst nicht von hier weggehen, ohne mal in eine Kontrolle von der Guardia Civil geraten zu sein, sonst weißt du nicht wirklich, was es bedeutet, im Baskenland zu leben." ;)
Aber so waren wir  jedenfalls viel zu früh in Bilbo und so haben Asier, Aitzol, Ioritz, Gari und ich auf dem Weg von dort, wo uns der Bus abgesetzt hatte, dorthin, wo die Demo sein würde, einen Zwischenstop in einer Bar gemacht und zugesehen, wie das Volk zur Demo geströmt ist:

(auf dem Foto kommt das leider nicht ganz so gut rüber wie in echt)
Dann sind wird weiter zum Zabalburu plaza, dort fangen die Demos zwar nicht an, aber es scheint für viele Leute üblich zu sein, dort einzusteigen (im Oktober bei der Demo wegen Herrira haben wir das auch so gemacht) und dort standen wir dann erst mal, während Aitzol die Live-Berichterstattung im Radio angehört hat und uns so zumindest sagen konnte, wann die Demo losgelaufen ist. Bis sie dann aber bei uns war, ist so viel Zeit vergangen, dass wir zwischendrin irgendwann noch mal was trinken gegangen sind.

Zabalburu plaza ...
... und eine Seitenstraße
Nach Ende der Demo mussten wir dann zu dem Park laufen, in dem und um den herum alle Busse geparkt hatten, und dort erst mal unseren finden, was wirklich nicht leicht war ...

Das Motto der ursprünglichen Demonstration war "Tropfen für Tropfen sind wir das Meer." Diese Demo wurde allerdings einen Tag vorher verboten, sodass eine neue angemeldet werden musste, die dann das Motto "Menschenrechte. Konfliktlösung. Frieden" trug. Die genauen Umstände des Verbots und was außer der Zahl von 130.000 Teilnehmern die Demonstration so historisch gemacht hat, hier in meinem Bericht, den ich für die Webseite der Freunde des Baskenlands geschrieben habe.



Hier noch eine Auswahl der schönsten Bilder und Plakate, die zu dem ersten Demoaufruf gestaltet wurden:

das offizielle Plakat


links das Guggenheim-Museum in Bilbo





Montag, 16. Dezember 2013

Amets txapeldun!

Gestern war nach drei Monaten und insgesamt dreizehn Ausscheidungen letztendlich das Finale der Bertsolari-Meisterschaft gekommen, eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse im Baskenland. Im BEC (Bilbao Exhibition Center) in Barakaldo hatten sich ungefähr 15.000 Leute versammelt, um die acht Finalisten zu hören, und für die Tausenden, die keine Karten mehr gekriegt haben, wurde es live im Fernsehen übertragen. Ich hatte aber das Glück, dabei sein zu können ... Ane hatte schon Ende September für uns beide Karten gekauft.
Das Finale ging den ganzen Tag: morgens von 11 bis 14 Uhr und nachmittags weiter von 16 bis 20 Uhr. Die Verse waren unheimlich gut, auf einem wahnsinnig hohen Niveau, und da alle Bertsolari sehr gut waren, ist uns in der Mittagspause die Wette, wer die ersten drei sein werden, nicht leicht gefallen ...
Aber nach acht Aufgaben, die alle acht Finalisten gestellt bekamen, und anschließend vier Aufgaben, in denen die beiden besten gegeneinander angetreten sind (buruz burukoa), stand dann der Sieger fest ... der dreißigjährige Amets Arzallus Antia aus Hendaia, der auch von den meisten als Favorit gehandelt worden war und es zweifellos verdient hat! Zorionak, Amets, herzlichen Glückwunsch!

Der Sieger beim Abschied ... er grüßt die Gefangenen und die Kinder in den
nordbaskischen Bertsoschulen, bedankt sich bei seiner (Ex?-)Freundin und
seinen beiden Schwestern und widmet die Siegermütze seiner Mutter, weil er
es ihr zu verdanken hat, Baskisch zu können.
(Die Baskenmütze (= txapel) für den Sieger ist im Baskenland bei allen Arten von Meisterschaften üblich. Daher auch txapeldun (wörtlich "Baskenmütze tragend") = SiegerIn, MeisterIn und txapelketa = Meisterschaft)

Weil so viele so gute, mal bewegende mal lustige, Verse dabei waren und es daher kaum möglich ist, sich für einen zu entscheiden, hab ich mich mal auf die des Siegers beschränkt und letztendlich sein erstes kartzelako ausgewählt.
Thema: Die Situation hat dich auf die andere Seite versetzt.

Weil der erste Vers ziemlich kompliziert zu übersetzen ist, fass ich ihn aus Faulheit einfach zusammen: Das lyrische Ich ist bei der Guardia Civil (der spanischen paramilitärischen Polizei) und in Donostia stationiert, in einer Kaserne, die bekannt dafür ist, dass dort gefoltert wird.
Die anderen beiden Verse aber vollständig: 

Meinen Namen hassen 
ich weiß nicht, wie viele Familien 
Es wird im Baskenland keinen Jungen geben, 
den ich nicht gesehen habe 
Ich fragte sie: "Du hast nicht etwa 
schon mal einen Guardia Civil umgebracht? 
Und wenn ja, was hast du dabei gefühlt 
einen Kollegen von mir zu töten? 
Solange, bis du diese Fragen beantwortet hast,
wirst du hier aufgehängt bleiben!"
Aber sie schlossen die Augen 
und schwiegen.

Aber jetzt ist eine neue Zeit angebrochen
der Krieg ist wohl zu Ende 
Auf mich warten Geschworene
und Gerichtssäle 
Sie befragen mich schon seit zwei Stunden 
über dieses und jenes 
und jetzt bin ich es, der schweigt
so wie damals diese Jungen
Mir droht eine lange Zeit im Dunkeln
ein Gefängnis in einem Loch 
aber ich kann hoffen, dass der Präsident 
mich begnadigen wird.

Hier anzuhören (wer wenig Sinn darin sieht, in der Zeit, die der Gute nachdenkt, die Analyse von Aitzol Barandiaran und Josu Goikoetxea anzuhören, der spule vor bis ungefähr zur dritten Minute, da fängt er an ;) ) ... und ich rate euch, hört es euch an, weil einen Vers von Amets Arzallus nur zu lesen einfach nur die Hälfte ist.

Wenn ich Zeit hab, übersetz ich in den nächsten Tagen noch ein paar mehr, es gibt nämlich viele, die es verdient hätten ...

Dienstag, 10. Dezember 2013

Ikurriñaren aldeko herri ekimena - Impressionen

Es ist vorgeschrieben, dass an Rathäusern im Spanischen Staat die spanische Fahne hängen muss. Viele baskische Orte machen da allerdings nicht mit und hängen nur die Ikurriña, die baskische Fahne, raus ... was so lange gut geht, bis es jemand nicht Wohlgesonnenes entdeckt und anzeigt. Auch Oiartzun hat vor zwei Jahren eine Verwarnung gekriegt und muss, nachdem dem Einspruch der Stadt nicht stattgegeben wurde, jetzt bis zum 25. Januar am Rathaus die spanische Fahne (hier wegen ihrer Farben auch spöttisch piperpoto, "Paprikakonserve", genannt) hängen haben. Jetzt machen sich die Leute natürlich Gedanken, wie man da am besten tricksen kann, ob man zum Beispiel die Fahne einfach an irgendein verstecktes Seitenfenster hängen kann. Eine weitere, sehr schöne Idee, die wohl in Bergara (ich glaube zumindest, dass es Bergara war) schon umgesetzt wurde, ist, die Fahnen von allen Ländern, aus denen die Einwohner von Oiartzun kommen, ans Rathaus zu hängen, wo die spanische dann von alleine dabei wäre.
Jetzt gibt es als Protest erst mal die Ikurriñaren aldeko herri ekimen, die Bürgeraktion für die Ikurriña. Die Einwohner sind aufgefordert, die Ikurriña an ihre Balkone oder Fenster zu hängen. Die Beteiligung ist nicht zu verachten, egal wo man hingeht, sieht man jeden Tag mehr neue Ikurriña (und zwar wirklich nagelneu gekaufte, wodurch sie ziemlich rausstechen, was gerade in der Masse ganz lustig ist ;)). Ich hab am Dienstag und am Donnerstag mal alle, denen ich auf dem Weg zum Einkaufen begegnet bin, fotografiert.

Unsere (Fahne) ist die Ikurriña!
Auf der weißen Fahne mit dem schwarzen Symbol übrigens, die auf den Fotos auch mehrmals auftaucht, steht die Forderung Baskische Gefangene und Flüchtlinge nach Hause.